Schalom Ben Chorin schreibt in Theologia Judaica II,188.

„Die Christenheit muß sich ihrer jüdischen Wurzeln wieder voll bewusst werden. Christsein heißt, in der Nachfolge Jesu leben. Dieser Jesus von Nazareth war aber ein Ur- und Nur-Jude, ein Rabbi, den seine Jünger, aber auch seine Gegner Rabbi genannt haben. … Der Christ auf der Suche nach seiner eigenen Identität muß dem Judentum begegnen, ganz im Sinne der Mahnung des Paulus an die Heidenchristen in Rom: ‚So überhebe dich denn nicht, denn die Wurzel trägt dich, nicht du trägst die Wurzel.‘ Diese Wurzel ist Israel, ist das Judentum.“

Dass diese Sätze des Paulus, dass die Kirche jahrhundertelang ihre Wurzel Israel nicht nur vergessen hat, sondern diese von sich abzuspalten suchte und dabei einen Antijudaismus entwickelte, der die Christenheit dem Antisemitismus gegenüber weithin hilflos werden ließ –dies macht es notwendig, nach Kräften die Begegnung und den Dialog auf Augenhöhe zwischen Juden und Christen zu fördern. Wir können dadurch gegenseitig bereichert werden.